Eine wehmütig zirpende Musik hallt durch den Rathausfestsaal, bis sich schließlich aus einer Ecke eine ganz in Schwarz gewandete Gestalt löst und mit einem Wechselspiel verschiedener Masken das Publikum zum Staunen bringt. Die Deutsch-Chinesische-Gesellschaft konnte an diesem Abend einen ganz besonderen Gast begrüßen, denn Xiquan Jin ist ein waschechter Darsteller der Peking-Oper. Am Saarländischen Staatstheater ist er aktuell in Tan Duns Oper “Der erste Kaiser” in der Rolle des Ying-Yang Master zu sehen. Für Jin war es von Kindesbeinen an klar, dass er einmal einen künstlerischen Beruf ergreifen würde. “Schon mein Vater war Musiker in der Peking-Oper”, erzählt er. Seit seinem elften Lebensjahr hat Jin die traditionelle Theaterform an einer Kunstschule in seiner Heimat Herbeh studiert. Danach ging es zu einem bekannten Großmeister nach Peking, wo Jin die Ausbildung an der Nationalakademie mit Auszeichnung abschloss. Trotz des Namens ist die Peking-Oper nicht in der chinesischen Hauptstadt entstanden, sondern in den Provinzen. Um 1800 wird die Kunstform, die Gesang, Schauspiel, Tanz, Kampfkünste und manchmal auch Zaubertricks vermischt, am Kaiserhof populär. Ihren Höhepunkt erlebte sie in den 1930er Jahren. “Aktuell haben wir dasselbe Problem wie im Westen: Unser Publikum ist zu alt”, meint Jin. Viele fänden keinen Zugang mehr zu der überlieferten Symbolsprache. Dabei sind die Mythen, die den Opern zugrunde liegen, in China so bekannt wie hier zu Lande Grimms Märchen.

Gute Luft in Saarbrücken
Anpassungsprobleme hat Jin während der Probenarbeiten am Staatstheater kaum gehabt. Irritiert hat ihn zu Anfang nur, dass jeder nach der Pfeife vom kommissarischen GMD Constantin Trinks zu tanzen hat. “In China muss sich alles nach uns Darstellern richten”, lacht der Dreißigjährige, der festes Ensemblemitglied der Peking- Oper in Shanghai ist. Die Aufenthalte in Saarbrücken sind für Xiquan Jin fast ein bisschen wie Urlaub. “Die Luft ist so frisch und auf den Straßen sind so wenig Menschen”, schwärmt er und fügt hinzu, dass er eine echte Leidenschaft für das heimische Bier entwickelt habe.

Von Shanghai nach Saarbrücken