Xia Liu-Kirmse und Egon KirmseEin Bericht über unsere Mitglieder Xia Liu-Kirmse und Egon Kirmse.

Zweibrücken. Ohne Tee läuft gar nichts. Deswegen brüht Xia Liu-Kirmse erst einmal eine große Kanne auf. Xia Liu-Kirmse ist schließlich Chinesin und die Chinesen - sorry, liebe Engländer - haben das Teetrinken erfunden.

Schwungvoll schenkt die zierliche Xia Liu ein. Bedächtig an den kleinen Tässchen nippend, lehnen sie und ihr Mann Egon Kirmse sich zurück. Tja, wie war das damals, als sie sich kennenlernten? Die beiden lächeln selig.

"Es war Ende der 80er Jahre. Ich habe damals nebenberuflich in China Rundreisen als Studienleiter durchgeführt", blickt Egon Kirmse zurück. Natürlich durfte ein Deutscher nicht einfach nach Belieben durch das Reich der Mitte reisen. Wegen der Sprachschwierigkeiten wäre das ohnehin nicht praktikabel gewesen. Also bekamen die Reisegruppen einen chinesischen Betreuer zur Seite gestellt. In Kirmses Fall war das Xia Liu. "Ich hatte an der Universität von Chongqing Germanistik studiert", erklärt sie.

Als die Chinesin zu der deutschen Reisegruppe stieß, war es um Kirmse geschehen. Und umgekehrt hatte auch Xia Liu für den Besucher aus Zweibrücken Feuer gefangen. Dennoch wollte keiner der beiden etwas über dem Knie abbrechen. Kirmse flog nach der Reise wieder zurück, der Alltag hatte beide wieder.

Die Zeit ging ins Land. Schließlich gab es wieder eine deutsche Gruppe, die Egon Kirmse als Leiter für eine China-Rundreise verpflichtete. Im Reich der Mitte angekommen, wartete Kirmse auf den chinesischen Betreuer - und traute seinen Augen kaum. Es war wieder Xia Liu! "Das begriffen wir als Wink des Schicksals", sagt Kirmse. Die beiden gestanden sich nun ihre Gefühle füreinander ein. Und wurden sich klar darüber, dass sie zusammenleben wollten. Einfacher gesagt, als getan. "Es war ein enormer bürokratischer Aufwand", erinnert sich Kirmse. Und es floss so manche Träne. "Meine Eltern haben drei Kinder. Die Ein-Kind-Politik galt für sie nicht. Ich war die älteste Tochter. Die älteste Tochter hat in der chinesischen Familie eine wichtige Rolle, ihr Rat zählt. Deswegen war es für meine Eltern nicht einfach, mich gehen zu lassen", sagt Xia Liu-Kirmse. Aber die Liebe war stärker. 1992 war der Papierkrieg geschafft. Xia Liu durfte nach Deutschland. Das Paar heiratete. Auf dem Hochzeitsfoto ist sie in einem roten Kleid zu sehen. "Rot ist für Chinesen die Farbe des Glücks", erklärt sie lächelnd. 1998 kam Tochter Rebecca auf die Welt.

Alles Idylle pur? Ganz so einfach ist es natürlich nicht, wenn zwei Menschen aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen zusammen leben. "In China steht das Familienleben an erster Stelle; die Menschen halten generell zusammen - vermutlich auch deswegen, weil es vielen nicht so gut geht", nennt Xia Liu-Kirmse einen Punkt, in dem sie einen Unterschied zu Deutschland erkennt. Denn hier sei der Wert der Familie leider am Sinken, bedauert sie. Deutschland stehe nach wie vor für Werte wie "Fleiß, Disziplin, Pünktlichkeit und Genauigkeit", zählt sie auf. "Davon können wir Chinesen noch viel lernen", ist sich die zierliche Frau sicher. Egon Kirmse schwärmt für die chinesische Küche und fügt hinzu: "Bei uns gibt es fast jeden Tag Reis." Seine Gattin ergänzt: "Wir essen immer mit Stäbchen." Beim Essen hat sich also Xia Liu-Kirmse durchgesetzt. Nur da? Offenbar nicht, denn ihr Mann merkt lachend an: "In China hat die Frau das Heft in der Hand." Um in Form zu bleiben, hat Xia Liu-Kirmse - neben dem Essen - noch eine weitere chinesische Geheimwaffe zu bieten: Tai Chi - eine uralte Bewegungslehre. "Ich gebe in Zweibrücken bereits seit 15 Jahren Kurse in Tai Chi", erklärt sie. Ferner unterrichtet sie an der Volkshochschule Chinesisch. "Das Interesse an China wird in Deutschland immer größer", freut sie sich.

Für Xia Liu-Kirmse hat das langjährige Unterrichten bei der Integration sehr geholfen, bilanziert sie. Die Chinesen seien ohnehin dafür bekannt, dass sie sich in der Fremde gut integrieren würden, betont ihr Gatte. Neben den Sprach- und Gesundheitskursen half Xia Liu-Kirmse auch das kulturelle Engagement ihres Mannes bei der Integration. Kirmse ist Vorsitzender des Fördervereins Park-Galerie.

Wie sehen die beiden eigentlich das Bild, das in Deutschland von China existiert? "Leider gibt es viele Vorurteile", bedauert Xia Liu. Es werde oft pauschal kritisiert. Für Egon Kirmse ein Ärgernis. "China hat eine 5000 Jahre alte Kultur. Da kann man als Politiker nicht hingehen und fordern, dass Dinge von heute auf morgen geändert werden. Ich finde, das ist etwas einfältig." "Rot ist für Chinesen die Farbedes Glücks."

Xia Liu-Kirmse

Artikel im Pfälzer Merkur

“In China hat die Frau das Heft in der Hand”

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